14 April 2020
Wie reagiert die Aventus-Gruppe auf COVID-19?EXPLORE P2P-Interview mit Andrejus Trofimovas, CEO der Aventus-Gruppe

Einer der beliebtesten Kanäle zu P2P-Marktübersichten, Explore P2P, bat die Aventus Group, größter Geschäftspartner von PeerBerry, um die Beantwortung von Fragen zu den Auswirkungen von COVID-19 auf die Kreditwürdigkeit, Liquidität, Geschäftstätigkeit und Solvenz von P2P-Kreditgebern, die unter dem Dach der Aventus Group agieren.

Bis heute gilt die Aventus-Gruppe als einer der Kreditanbahner von höherer Qualität, die P2P-Investoren zur Verfügung stehen. PeerBerry ist heute eine der größten europäischen P2P-Plattformen und die Aventus-Gruppe der größte Kreditgeber auf PeerBerry. Auch wenn die Aventus-Gruppe besser aufgestellt zu sein scheint als die meisten anderen Unternehmen, müssen wir erfahren, wie die Lage derzeit aussieht und die Aussichten für den Rest des Jahres sind. Explore P2P stellt diese und weitere Fragen, etwa dazu, wie der Aventus-Konzern plant, das Unternehmen sicher durch die kommenden Monate zu navigieren. Beantwortet werden sie von Andrejus Trofimovas, CEO des Aventus-Konzerns.

Viele der Kredite auf PeerBerry sind polnische Kredite, die von Unternehmen des Aventus-Konzerns vergeben werden. Welche Auswirkungen werden die neuen Gesetze in Polen zur Begrenzung der Gebührenhöhe auf Aventus haben? Plant Aventus, weiterhin neue Darlehen im Land zu vergeben? Wie hoch ist der Anteil des Kreditportfolios von Aventus in Polen? Sind die nach dem 1. April gewährten Darlehen mit dem neuen Gesetz konform?

Am 16. März haben wir aufgrund einer unklaren Situation mit der neuen Gesetzgebung, die sogar “Kreditferien” für alle Schuldner verursachen könnte, eine Lösung gefunden, um die Vergabe neuer Kredite in Polen zu unterbrechen. Ab dem 08. April haben wir die Kreditvergabe nur für unsere bestehenden Kunden mit einer sehr guten Bonität fortgesetzt, nicht aber für neue Kunden, da das Risiko in dem Segment immer höher ist. Die neue Gesetzgebung war viel besser als wir erwartet hatten. Von den Neuerungen wurde nur eine niedrigere Zinsobergrenze eingeführt. Da die Rentabilität in Polen sehr risikoempfindlich war und wir in einer so unklaren Situation weder unser Geld noch das unserer Investoren riskieren können, haben wir konservativere Entscheidungen getroffen. Zum 1. April betrug das Volumen des polnischen Kreditportfolios 30 % des gesamten Kreditportfolios der Aventus-Gruppe.

Wie ist die Liquiditätslage von Aventus? Gibt es in den nächsten 3-6 Monaten bevorstehende Fälligkeiten von Anleihen oder anderen Finanzierungsfazilitäten?

Aventus hat keine bevorstehenden Fälligkeiten von Anleihen oder anderen Finanzierungsfazilitäten in den nächsten 3-6 Monaten. Zum 1. April belief sich das gesunde Portfolio der Aventus Gruppe (Verzug weniger als 14 Tage, ohne Zinsen und Strafen) + Sichteinlagen auf Konten auf 38,8 Mio. EUR; alle Verbindlichkeiten betrugen 18,8 Mio. EUR; alle veränderten Währungskurse sind hier ebenfalls enthalten. Wie Sie sehen, zeigt die äußerst konservative Berechnung (andere Unternehmen verwenden einen Verzugsparameter von 30 oder mehr Tagen und rechnen auch Zinsen und Strafen ein), dass die Aventus-Gruppe einen mehr als doppelt so hohen Schuldendeckungsgrad hat. Dies ist, soweit mir bekannt, eine der gesündesten Relationen auf dem Markt.

Aventus war 2019 profitabel, aber sieht sich jetzt mit höheren Finanzierungskosten und höheren Ausfallraten konfrontiert. Kann das Unternehmen im gegenwärtigen Umfeld profitabel arbeiten?

Da die Betriebskosten jetzt sinken (wir zahlen einen beträchtlichen Teil der P2P-Schulden zurück und haben die Marketingkosten deutlich gesenkt, da für die Kreditvergabe jetzt kein Marketing mehr erforderlich ist), planen wir, auch in Zukunft profitabel zu arbeiten. Zum Beispiel war der März einer der kompliziertesten Monate für uns, aber wir haben es geschafft, im März einen Monatsgewinn (!) von ungefähr 0,8 Mio. EUR zu erzielen. Das vorläufige Ergebnis von Aventus für das Jahr 2020, Q1 betrug 2,5 Mio. EUR Nettogewinn. Wir haben keine Zweifel an der Rentabilität unserer Geschäftstätigkeit im Jahr 2020.

Aventus ist in Kasachstan und Russland tätig. Wie haben sich die großen Währungseinbrüche in diesen Ländern auf Aventus ausgewirkt? Erwartet Aventus höhere Zahlungsausfälle aufgrund von Makroproblemen in diesen Ländern (im Zusammenhang mit den niedrigen Ölpreisen)?

Am kompliziertesten ist die Situation in Kasachstan wegen der von der Regierung eingeführten “Kreditferien”, aber selbst unter solchen Umständen gelingt es uns, ca. 50 % des geplanten Cashflows rechtzeitig zu erhalten. Der Rest wird nur um 3 Monate verschoben, was für uns überhaupt nicht kritisch ist.

In Russland ist die Situation perfekt, die Ausfallrate ist die gleiche wie vorher, wir haben dort die Kreditvergabe nicht beschnitten und sogar die Preise sind gestiegen. Die Gewinne in Russland werden nach unseren Prognosen steigen, da viele Kunden von den traditionellen Banken abwandern und zu uns kommen, um jetzt bei uns Kredite aufzunehmen.

Die Währungen in KZ und RU haben in den letzten drei Wochen ca. 20 % an Wert verloren, was nicht schön, aber definitiv auch nicht kritisch ist, da wir etwa 2 % Zins pro Tag verlangen. Alle Kreditportfolios in KZ und RU zusammen machen ca. 14 % des gesamten Kreditportfolios des Konzerns aus.

Wie hat sich das Geschäft an die Auswirkungen von COVID-19 angepasst? Was erwarten Sie in Bezug auf das Zahlungsverhalten der Kunden im letzten Monat?

Wir sind in Bezug auf jegliche Form von Risiken bei der Gruppe äußerst konservativ, deshalb haben wir unter diesen Umständen beschlossen, das Emissionsvolumen deutlich zu reduzieren, bis wir sehen, dass sich die aktuelle Krise auflöst. Sie haben völlig Recht, wenn Sie denken, dass das Verhalten der Kunden in einer solchen Situation anders sein könnte. Deshalb ist das beste und zuversichtlichste Verhalten, wie wir es jetzt in dieser Situation an den Tag legen, die Rückzahlung des größten Teils der P2P-Forderungen und die Wiederaufnahme einer aktiveren Kreditvergabe Anfang Mai. Dann sollte die Situation klar sein und nicht vorher, wel das Risiko, neue Kredite zu vergeben, zu groß ist. Wir planen, bis Mitte Mai etwa 50-60 % aller unserer Verbindlichkeiten zurückzuzahlen.

Dieses Interview finden Sie auch auf explorep2p.com.

Andrejus Trofimovas